Das Fernpilotenzeugnis STS (Specific Training Standard) ist ein unverzichtbares Zertifikat für Drohnenpiloten, die in spezifischen Einsatzszenarien außerhalb der offenen Kategorie operieren möchten. Diese Lizenz ist notwendig für den sicheren und rechtskonformen Betrieb von Drohnen in der spezifischen Kategorie gemäß der EU-Drohnenverordnung. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die Voraussetzungen, den Erwerb und die Anwendung des Fernpilotenzeugnisses STS wissen müssen.
Was ist das Fernpilotenzeugnis STS?
Das Fernpilotenzeugnis STS bescheinigt, dass ein Drohnenpilot über die notwendigen theoretischen Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten verfügt, um Drohnen in der spezifischen Kategorie sicher zu betreiben. Diese Zertifizierung ist erforderlich für Drohneneinsätze, die nicht in die offene Kategorie (OPEN) fallen und besondere Sicherheitsvorkehrungen und Fähigkeiten voraussetzen, beispielsweise Flüge außerhalb der Sichtweite (BVLOS) oder in dicht besiedelten Gebieten.
Ziel und Gültigkeit des STS-Zertifikats
Das STS-Zertifikat ermöglicht es, Drohnen in komplexeren Einsatzszenarien zu steuern, die über die Grundvoraussetzungen der offenen Kategorie hinausgehen. Es richtet sich insbesondere an Drohnenpiloten, die spezielle Aufgaben ausführen möchten, wie zum Beispiel Inspektionsflüge, Such- und Rettungseinsätze oder landwirtschaftliche Anwendungen. Die Gültigkeit des Zertifikats ist in der Regel auf zwei Jahre beschränkt und muss anschließend erneuert werden.
Voraussetzungen für das Fernpilotenzeugnis STS
Bevor Sie das Fernpilotenzeugnis STS beantragen können, müssen Sie im Besitz des EU-Kompetenznachweises A1/A3 und des Fernpilotenzeugnisses A2 sein. Diese Zertifikate sind Voraussetzung, um die notwendige Basisqualifikation für den sicheren Drohnenbetrieb nachzuweisen. Der EU-Kompetenznachweis A1/A3 deckt grundlegende Kenntnisse ab, während das Fernpilotenzeugnis A2 für fortgeschrittene Einsätze in der offenen Kategorie erforderlich ist.
Theorie- und Praxisausbildung
Die Erlangung des STS-Zertifikats setzt eine umfassende Theorie- und Praxisausbildung voraus:
- Theorieausbildung: Diese Schulung umfasst alle relevanten Themen, die für den Betrieb in spezifischen Einsatzszenarien notwendig sind. Die Theorieausbildung kann online oder in Präsenz bei einer zertifizierten Prüfstelle erfolgen. Zu den behandelten Themen gehören unter anderem Luftraumklassifikation, Sicherheitsmaßnahmen und Risikoanalyse.
- Praxisausbildung: Neben der Theorie ist eine praktische Schulung bei einer anerkannten Prüfstelle erforderlich. Diese Ausbildung stellt sicher, dass der Drohnenpilot in der Lage ist, die erlernten Theorien in realen Einsatzszenarien sicher anzuwenden. Die Praxisausbildung endet mit einer praktischen Prüfung, die bestanden werden muss, um das Zertifikat zu erhalten.
Standardszenarien (STS) und ihre Anforderungen
Die EU-Drohnenverordnung definiert mehrere Standardszenarien (STS), die den Drohnenbetrieb in der spezifischen Kategorie regeln:
- STS-01: Dieses Szenario erlaubt Drohneneinsätze in bewohnten Gebieten innerhalb der Sichtweite des Piloten (VLOS). Drohnen der Drohnenklasse C5 sind für solche Einsätze geeignet. Ein typisches Einsatzgebiet für STS-01 ist die Filmindustrie, wo leistungsstarke Kameradrohnen für Filmaufnahmen genutzt werden.
- STS-02: Dieses Szenario erlaubt Flüge außerhalb der Sichtweite (BVLOS) in dünn besiedelten Gebieten mit Drohnen der Drohnenklasse C6. Hierbei sind zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich, wie die Kontrolle des Bodenraums und der Einsatz von Beobachtern. Diese Einsätze eignen sich beispielsweise für Inspektionen oder Such- und Rettungseinsätze.
- DE.STS.FARM: Ein nationales Standardszenario, das den Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft regelt. Hierbei dürfen Drohnen bis zu einem Gewicht von 50 kg eingesetzt werden, um Aufgaben wie die Ausbringung von Düngemitteln oder Pflanzenschutzmitteln durchzuführen.
Anforderungen und Betriebsgenehmigung
Für jedes dieser Szenarien müssen spezifische technische und operative Anforderungen erfüllt werden. Dazu gehört auch die Beantragung einer Betriebsgenehmigung beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA). Die Kosten für eine solche Genehmigung belaufen sich in der Regel auf etwa 200 Euro und die Genehmigung ist für zwei Jahre gültig. Danach muss sie erneuert werden.
Der Prozess zur Erlangung des STS-Zertifikats
Schritt 1: Theorieausbildung und -prüfung
Die Theorieausbildung für das STS-Zertifikat behandelt alle notwendigen Kenntnisse, um in spezifischen Einsatzszenarien zu operieren. Diese Schulung kann online oder in einer zertifizierten Schulungseinrichtung absolviert werden. Nach der Schulung folgt eine Theorieprüfung, die erfolgreich bestanden werden muss, um mit der Praxisausbildung fortzufahren.
Schritt 2: Praxisausbildung und -prüfung
Nach erfolgreicher Theorieprüfung ist eine praktische Schulung erforderlich, die von einer zertifizierten Prüfstelle durchgeführt wird. Diese Ausbildung stellt sicher, dass der Pilot in der Lage ist, die Drohne in den spezifischen Einsatzszenarien sicher zu betreiben. Nach Abschluss dieser Schulung erfolgt eine praktische Prüfung.
Schritt 3: Antrag auf Betriebsgenehmigung
Sobald beide Prüfungen bestanden sind, kann der Pilot eine Betriebsgenehmigung beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) beantragen. Hierfür muss eine STS-Betriebserklärung eingereicht werden, in der der Pilot die Einhaltung aller STS-Bedingungen bestätigt. Nach Prüfung und Genehmigung durch das LBA kann der Pilot die genehmigten Szenarien durchführen.
Kosten und Gültigkeit
Die Kosten für das Fernpilotenzeugnis STS variieren je nach Anbieter und Umfang der Schulungen. Die Theorie- und Praxisprüfungen können zusammen mehrere hundert Euro kosten. Zum Beispiel bietet die German Drone Academy eine vollständige Schulung und Prüfung für ca. 391 Euro an, während andere Anbieter wie Drone Class Kurse ab 479 Euro anbieten. Die Betriebserlaubnis für ein Standardszenario muss alle zwei Jahre erneuert werden und die Gebühren betragen etwa 200 Euro, abhängig von den aktuellen Bestimmungen der Luftfahrtbehörde.
Hinweis: Drone Class ist der günstigste Anbieter für die Drohnenführerschein-Schulung und bietet umfassende Kurse an. Weitere Informationen finden Sie hier.
Vorteile des STS-Zertifikats
Ein Fernpilotenzeugnis STS bietet mehrere Vorteile:
- Erweiterte Einsatzmöglichkeiten: Es ermöglicht Drohnenpiloten, komplexere Einsätze durchzuführen, die in der offenen Kategorie nicht erlaubt wären.
- Höhere Sicherheit und Professionalität: Die Anforderungen an Schulung und Zertifizierung stellen sicher, dass nur qualifizierte Piloten anspruchsvolle Drohneneinsätze durchführen.
- Regulierungskonformität: Mit dem STS-Zertifikat stellt der Pilot sicher, dass alle Einsätze den geltenden EU-Vorschriften entsprechen.
Fazit
Das Fernpilotenzeugnis STS ist ein essenzielles Zertifikat für Drohnenpiloten, die in der spezifischen Kategorie operieren möchten. Es bietet die Möglichkeit, Drohnen in kontrollierten und sicherheitsrelevanten Umgebungen zu fliegen und erfordert eine Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung. Durch die richtige Vorbereitung und Schulung können Piloten die erforderlichen Zertifikate erwerben und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten nutzen, die diese Qualifikation bietet.